Geständnis

Ich habe vor geraumer Zeit erkannt, dass ich ein wenig nervös werde, wenn einige Abende lang kein Recke ins Gras beißt.

Hintergrund ist, dass schmerzhafte Niederlagen beweisen, dass die Herausforderungen des Spiels echt und die Einsätze hoch sind, es sich also nicht um ein abgekartetes oder dahinplätscherndes Spiel handelt.

Diese krasse Ergebnisoffenheit macht für mich die Faszination dieser Sorte Rollenspiel aus -- auch als Spielleitung weiß ich nicht, wie der Abend ausgeht, wer überlebt, wer stirbt, ob die Recken die Prinzessin retten oder zu spät kommen usw.

Ich manipuliere als Spielleitung keinesfalls den Spielverlauf, um Charaktere scheitern oder gar sterben zu sehen. Im Gegenteil: Ich gerate gelegentlich in Versuchung, die Charaktere zu schützen, denn ich möchte sie im Eifer des Gefechts stets siegen oder doch zumindest überleben sehen. Um neutral zu bleiben, halte ich mich penibel an die Regeln, agiere transparent und befleissige mich verschiedener Techniken, um auch hinter dem Spielleitungsschirm ehrlich zu bleiben.

Es ist indes so, dass ich sowohl bei der Gestaltung der Regeln als auch der Auswahl oder Ausarbeitung der Abenteuer darauf achte, dass prinzipiell Todesgefahr besteht. Es gibt keine Schicksalspunkte, Erwecken der Toten usw. und ich folge meist James Raggis Vorschlag, nach Möglichkeit mindestens ein übermächtiges Ungeheuer im Abenteuer zu platzieren.

Manchmal umgehen die Recken die Gefahren, womöglich sogar ohne ihrer gewahr zu werden, und manchmal sterben sie alle. Das ist in Ordnung.

Entscheidend ist: Ein Sieg muss ehrlich errungen werden - und zwar gegen erhebliche Widerstände und unter großen Gefahren -, um etwas zu bedeuten.

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