Quellenangaben

 

Rollenspielveteran Vash the Stampede hat mich gefragt, auf welche Quellen ich bei meinem Projekt zurückgreife und welche Bücher ich zur Recherche oder Inspiration nutze. Als Antwort habe ich ihm das Impressum meiner Beta-Fassung und einige Kommentare geschickt, die ich jetzt auch hier veröffentliche:

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Hinzu [zur Literatur im Impressum] kommt für mich eigentlich noch die zweisprachige Reclam-Ausgabe des Nibelungenliedes (d.h. Mittelhochdeutsch und parallel Neuhochdeutsch), nach Handschrift B herausgegeben von Ursula Schulze. Die habe ich im Germanistik-Studium verwendet und nutze sie heute, um Schlüsselstellen nachzugucken, aber Nicht-Mediävisten würde ich eher die Prosa-Ausgabe von Manfred Bierwisch und Uwe Johnson (!) empfehlen (siehe Impressum).

Die Angabe von Disteln für Hagen ist problematisch. Joachim Fernau hat in den 60ern und 70ern in zahlreichen Bestsellern Geschichte neu erzählt (für die USA, das antike Griechenland usw.) und eben auch das Nibelungenlied. Die Bücher haben viele Qualitäten, aber sie sind auch von 'völkischem' Gedankengut geprägt, was immer wieder durchscheint. Als ich Fernau dann im Rahmen meines Projektes als Hörbuch gehört und dann auch endlich recherchiert habe, war ich schockiert, aber auch irgendwie nicht überrascht: Das war ein ganz übler Nazi-Propagandist, der noch 1944 vom Endsieg gefaselt hat.

Ich bin unschlüssig, ob ich auf seine Nacherzählung verweisen soll -- im Moment ist die Literaturangabe drin und im Zusatzheftchen Rheingold (u.a. mit Bestiarium, Tipps für die Spielleitung usw.) habe ich sowieso ein eigenes Kapitel zur Vereinnahmung des Nibelungenliedes durch die Nazis, da ich nicht in die rechte Ecke gestellt werden möchte, weil ich ein Nibelungen-Rollenspiel mache.

Disteln für Hagen liest sich flott und bietet nebenher interessante Hintergrundinformationen (z.B. zu Brüchen in der Handlung, die auf älteren Quellen beruhen). Man spart sich hiermit also die zum Teil ermüdenden Beschreibungen prächtig ausgestatteter Ritter und langer Reisen. [Fernaus Altherrenwitze sind heute lediglich peinlich, aber] die Betrachtungen zur deutschen Volksseele und Formulierungen wie "entblößte seine Rafferzähne" und dergleichen liegen freilich schwer im Magen. Einem aufgeklärten und kritischen Leser kann ich Fernaus Nacherzählung aber empfehlen.

Die Reclam-Ausgabe [des Nibelungenliedes] ist, wie gesagt, zur Analyse von Schlüsselstellen nützlich. Die Hochzeitsnacht von Brünhild und Gunther wirkt in manchen Bildern und Nacherzählungen eher vergnüglich, insbesondere die erste Nacht, aber ein genauer Blick auf werkgetreue Übersetzungen und insbesondere den Originaltext macht klar, dass es sich um eine brutale Gruppenvergewaltigung handelt.

In Rheingold gehe ich auch darauf ein, dass es in meinem Spiel um Heldentaten geht (wie das Erschlagen von Ungeheuern) und nicht um grauenhafte Intrigen bei Hofe.

Im Übrigen habe ich nützliche Artikel auf der Seite der Nibelungenliedgesellschaft gefunden und natürlich hier und da im Internet, z.B. in akademischen Veröffentlichungen oder im schulischen Bereich ("Was soll das Nibelungenlied in der 10 Klasse?" von Christoph Göpfert in Helden in der Schule usw.).

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Vash hat dann noch ein bisschen mit mir über DSA geplaudert und mir eine Episode aus der Dietrichepik empfohlen -- ich bin immer wieder davon angetan, wo mich die Entwicklung von Im Reich der Nibelungen hinführt...

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