Sündenfall

Der Sündenfall des Rollenspiels besteht für mich darin, dass jemand die Verantwortung dafür an sich reißt, dass das Spiel Spaß macht. 

Die Versuchung für die Spielleitung ist groß:

1. Sie kann dies weitgehend unbemerkt tun, zumindest am Anfang.

2. Sie hat ohnehin schon eine Sonderrolle (als Hüter von Geheimnissen), oft auch noch mehrfach (z.B. als die Person, die das Spiel organisiert oder die Regeln am besten kennt).

3. Sie kann sich aufgrund der eigenen ursprünglichen Neutralität einbilden, sie tue dies zum Wohle des Spieles.

*-*-*

Und schwupp, schon schummelt die Spielleitung beim Würfeln, ändert die Trefferpunkte eines Gegners ab, lässt Verstärkung für eine der Konfliktparteien eintreffen usw. usf. Und vielleicht belohnt und bestraft sie Spieler*innen sogar, um sie zu erziehen. Die Möglichkeiten der Manipulation sind endlos.

Und das Spiel scheint tatsächlich besser zu laufen, zumindest wenn die Spielleitung mit etwas Geschick vorgeht: Kämpfe stehen auf Messers Schneide, aber es gibt ein Happy End. Die Träume der Charaktere erfüllen sich, aber nur nach hartem Ringen. Komplexe NSCs, bis ins kleinste Detail vorbereitete Szenen und raffinierte Geschichten aus einem Guss und mit langen Spannungsbögen werden möglich.

Nur dumm, dass die Spieler*innen weitgehend überflüssig sind, außer um die Spielleitung zu bewundern, ob der schönen Geschichte, die jene für sie angerichtet hat.

Schade. Rollenspiel kann so viel mehr sein. Probiert's aus!

[Anmerkung: Ich schreibe meine Blogeinträge üblicherweise 2-3 Monate im Voraus. So habe ich es auch diesmal gemacht, aber ein Wechsel der Spielleitung lässt das möglicherweise als Abrechnung mit dem neuen Stil - klassisches Railroading - wirken. Das war nicht meine Absicht.]

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